2021

01.12.2021 - Im Gedenken an Karl Wainz

Liebe Familie Wainz, verehrte Trauergemeinde,
es ist schwer, hier an Karls Grab zu stehen und es fällt schwer, die richtigen Worte zu finden für einen Menschen, dessen Leben sich nicht einfach in ein paar Zeilen zwängen lässt.

Ich erinnere mich noch genau an meine erste längere Unterhaltung mit Karl auf einem Sommerfest des Sängervereins Geisenfeld an einem Lagerfeuer. Ich war neu im Verein und wirkte wohl ein wenig verloren so am Feuer, als Karl plötzlich neben mir saß. In seiner einzigartigen Fröhlich- und Herzlichkeit fing er an, mit mir zu plaudern und mir viel aus seinem Leben zu erzählen.
Seine Vertreibung aus der Heimat - dem Banat - seinem Aufenthalt im Flüchtlingslager in Österreich, seiner Auswanderung nach Amerika und schließlich seiner Ankunft in Deutschland und in Geisenfeld. Dabei waren jedoch weder Traurigkeit noch Verbitterung über dieses doch nicht einfache Schicksal zu erkennen.

Karls große Stärke, die ich noch oft danach erleben durfte war es, die Dinge so anzunehmen, wie sie ihm gegeben wurden. Ohne großes Lamentieren. Viel dieser Stärke, so sagte er immer, habe ihm die Musik gegeben. Bereits im Lager in Österreich schloss er sich einer Gesangsgruppe an, in Detroit sang er begeistert bei den ‚Karpathia Singers' mit und 1973 dann kam er zum Sängerverein Geisenfeld - welch ein großes Glück für uns!

Ein großartiger Sänger und herzensguter Mensch, der da bei uns hereinschneite. Karl war eine große Bereicherung für unseren Chor sowohl sangestechnisch im Tenor als auch für das Vereinsleben. Er feierte gerne mit uns, liebte die Auftritte und Proben und gab immer wieder eine Anekdote aus seinem Leben oder eine lustige Geschichte zum Besten. Er unterstützte, wo er konnte und fehlte bei kaum einer Probe. Großherzigkeit, Menschlichkeit und Verlässlichkeit zeichneten ihn aus, machte ihn jedem zum Freund.

Was uns, den Sängerverein Geisenfeld und besonders Maggies Moderne mit Karl auf das Tiefste und Herzlichste verbunden hat, war die Liebe zur Musik und zur Gemeinschaft. Die Musik war für ihn ein Anker, ein Lebensgefühl und eine Heimat. Im Sommer durften wir noch mit ihm seine Ehrenmitgliedschaft und sein 60jähriges Sängerjubiläum feiern. Ich bin glücklich darüber, dass wir das noch gemeinsam erlebt haben.

Es gibt ein Lied, das für mich Karls Leben für und mit unserem Verein treffender nicht beschreiben könnte:

My life flows on in endless song
Above Earth's lamentation
I hear the real, though far off hymn
That hails the new creation
Above the tumult and the strife
I hear the music ringing;
It sounds an echo in my soul
How can I keep from singing?

Mein Leben fließt in einem ewigen Lied
Über der Klage der Erde
Höre ich die echte, wenn auch weit entfernte Hymne
Die die neue Schöpfung bejubelt
Über dem Tumult und dem Streit
Höre ich die Musik spielen
Es erklingt ein Echo in meiner Seele
Wie könnte ich nicht singen?

Lieber Karl, traurig verabschieden wir uns von dir. Du wirst immer einen Platz unter uns haben und mit unseren Liedern werden wir immer mit dir verbunden bleiben.
Mit eben diesen Liedern konnten wir dir einen letzten Gruß mitgeben, möge der Herrgott dich in seiner Hand halten und schützen, bis wir uns wiedersehen.

Gedenkrede von Christa Thurner

"Hast du Angst vor dem Tod", fragte der kleine Prinz die Rose.
Darauf antwortete sie: "Aber nein. Ich habe doch gelebt,
ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt soviel ich konnte.
Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem,
der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben
und ohne Angst und Verzagen verblühen.
(Zitate von Antoine de Saint-Exupéry)

Geisenfeld, 07.12.2021

25.07.2021 - Seltenes Jubiläum beim Sängerverein

Musik begleitete ihn sein ganzes Leben

Karl Wainz wurde am 2.Januar 1937 in Kovin, dem damaligen Banat geboren. In den Wirren der Nachkriegszeit wurden er und seine Familie aus ihrer Heimat vertrieben und landeten in einem Flüchtlingslager in Heiming/Tirol. Dort blieben sie von 1946 bis 1956. In dieser Zeit lernte er Österreich kennen und lieben, denn im Lager gab es eine Vielzahl sportlicher und gesellschaftlicher Aktivitäten. Es gab viele Feste, die natürlich auch musikalisch umrahmt wurden und so kam Karl Wainz zum "organisierten" Singen.

Als die Familie 1956 nach Detroit auswanderte, schloss sich Karl den "Karpathia Singers" an. Nach seiner 3-jährigen Militärzeit wurde er vom Schwäbischen Männerchor angeworben, der sich der Pflege des deutschen Liedgutes verschrieben hatte. Im Jahr 1972 wurde er sogar Präsident dieses Chores.

1973 ging es dann zurück nach Deutschland und Karl Wainz kam nach Geisenfeld. Schon nach ein paar Wochen stand der Chorleiter Gerd Faltus vor der Tür und "requirierte" Karl für den Geisenfelder Sängerverein als Tenor. Karl hatte inzwischen eine Anstellung bei BMW gefunden und sang auch im BMW Männerchor mit.
Nachdem der gemischte Chor des Sängervereins immer weniger aktive Sänger hatte, wurde "Maggies Moderne" gegründet. Auch in dieser Gruppierung war Karl mit Feuereifer dabei, denn er hatte sich seine kindliche Neugierde bewahrt und war dem modernen Liedgut genauso zugetan wie den traditionellen Liedern.

Bei seinen häufigen Besuchen in Amerika war es für ihn selbstverständlich, dass er an den Proben seines früheren Chores in Detroit teilnahm. Das Singen war für Karl Wainz immer mehr als nur eine Freizeitbeschäftigung, sondern stets auch das Beschäftigen mit anderen Kulturen und das Erweitern seines Horizontes.

Schließen möchte ich mit einem bemerkenswerten Satz des Jubilars selbst, der ihn als Kosmopoliten ausweist: "Ich bin amerikanischer Staatsbürger und habe ein deutsches Wesen, dessen Wurzeln im Banat liegen und dessen Heimat Tirol ist."

05.03.2021 - Im Gedenken an Wilma Götz

‚Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hochkommt, so sind's achtzig Jahre.'
So lesen wir in der Bibel im Psalm 90, Vers 10!

Obwohl Frau Wilma Götz diese Zahl an Lebensjahren vergönnt war und auch, wenn wir wissen, dass die letzten Jahre für sie nicht immer einfach waren, hätten wir uns doch gewünscht, noch ein Stück des Weges hier mit ihr gehen zu dürfen.

Der Sängerverein Geisenfeld, verabschiedet sich mit großer Trauer von seiner langjährigen Vereinswirtin - Wilma Götz!

Wir sind traurig; traurig über einen lieben Menschen, den wir verloren haben. Aber in diese Traurigkeit mischt sich auch Dankbarkeit. Wir sind dankbar, dass uns ein Mensch begleitet hat, der uns immer mit einem großen Herzen, mit Freude, Wohlwollen und Verständnis begegnete. Über Jahrzehnte hinweg durften wir in ihrem Hause singen, tanzen, lachen, feiern und so manchen Schabernack treiben. Immer waren wir willkommen und gern gesehen, immer konnten wir uns ihrer Unterstützung gewiss sein! Das Gasthaus Glas war für uns mehr als ein Ort für unser Wirken. Wilma Götz machte für uns eine Herberge daraus wie wir sie vermutlich kein zweites Mal finden werden. Mit ihr verlieren wir eine Gönnerin, die ein großes Herz für unsere Musik und unser Vereinsleben hatte und einen wertvollen und großzügigen Menschen.

‚Wir sagen heute ein herzliches Vergelt's Gott für all die guten Stunden und die Unterstützung. Frau Götz wird immer einen Platz in unseren Erinnerungen und unseren Herzen haben.

"Bis wir uns wiedersehen möge Gott dich in seiner schützenden Hand halten!"
(frei nach ‚An Irish Blessing')

Geisenfeld, 10.03.2021